Themenheft Magie

Themenheft Magie

Als ich vor anderthalb Jahren die Macher der Sächsischen Heimatblätter fragte, ob nicht in einer der kommenden Ausgaben ein Artikel zum Thema Hexen Platz finden könnte, meinten die spontan: “Warum nicht gleich ein ganzes Heft?” – na gut… So entstand der Themenschwerpunkt “Magie und Aberglaube”. Ich selbst durfte zwei Artikel beisteuern: Einen über Nachzehrer – das sind die sächsischen Verwandten der Vampire -, wie man sich vor ihnen schützte, und welche tödlichen Verwirrungen daraus erwachsen konnten. Und eine Übersicht über Hexenprozesse in Sachsen und was dazu in den letzten Jahren geforscht und geschrieben wurde. Die weiteren Beiträge mit Themen von Alraunen bis Zauberei sind gleichfalls überwiegend volkskundlich getönt und mindestens ebenso lesenswert.

  • Karina Iwe: Dem Aberglauben und der Magie auf der Spur durch die Jahrtausende. Archäologischer Befund trifft Interpretation
  • Aletta Leipold: Die Merseburger Zaubersprüche
  • Ariane Bartkowski: Kurfürst August von Sachsen im Kontext der Alchemie des 16. Jahrhunderts
  • Gabor Rychlak: Teuflische Totengräber. Pestzauber und Nachzehrerabwehr in sächsischen Hexenprozessen
  • Gabriele Wagner: Totengeld, Scheren und Lieblingstasse. Der Friedhof von Breunsdorf und die Bedeutung seiner Grabbeigaben
  • Matthias Donath: Magie aus Reinsdorf. Geheimnisse einer Metallscheibe
  • Lars-Arne Dannenberg: Tod durch Sackung zwischen Recht und Aberglaube
  • Nadine Kulbe: Buchstabenzauber und Blutsegen. Der Volkskundler Adolf Spamer und sein Interesse an Heil und Heilung
  • Matthias Donath: Eine Alraune aus Jöhstadt
  • Gabor Rychlak: Zauberer, die nicht tanzen – Zum Stand der Hexenforschung in Sachsen

Sächsische Heimatblätter 2/2022 – Magie und Aberglaube

 

Hexenprozesse in Thüringen

Hexenprozesse in Thüringen

Mitunter bekommt man bei den Zentralen für politische Bildung für kleines Geld schöne Bücher zu historischen Themen. Zwar ist die Zeitgeschichte stärker repräsentiert als andere Epochen, stöbern lohnt sich aber allemal. Obwohl Sündenbocksuche und rechtskonforme innergesellschaftliche Gewalt eigentlich eminent politische Themen von zeitloser Bedeutung sind, sind Hexenprozesse in den Publikationsverzeichnissen allerdings kaum anzutreffen, löbliche Ausnahme: Thüringen.  Ronald Füssel, dessen Dissertation “Die Hexenverfolgungen im Thüringer Raum” von 2003 die grundlegende Bestandsaufnahme für diesen Teil MItteldeutschlands geleistet hat, hat bereits 2001 eine populäre Einführung “Hexen und Hexenverfolgung in Thüringen” für die LZT verfasst, von der inzwischen die dritte überarbeitete und erweiterte Auflage erschienen ist. Ausdrücklich nicht für Fachpublikum geschrieben, bietet sie eine gut lesbare und kompakte Einführung für Leser ohne Vorkenntnisse. “Das Interesse an der Thematik ist groß, das Unwissen darüber aber leider auch”, umreißt Füssel seine Zielsetzung, verbreiteten Fehleinschätzungen die Ergebnisse der Fachforschung entgegen zu setzen. Dies ist gut gelungen.

Für Leser mit tiefergehendem Interesse ist zur Neuauflage des Büchleins ein neu angelegter zweiter Band erschienen, der ein Ortsverzeichnis und eine Bibliographie liefert. Damit werden Erkundungen zur Ortsgeschichte, seien diese wissenschaftlich, heimatkundlich oder genealogisch motiviert, deutlich erleichtert. Zwar enthielt Füssels Dissertation naturgemäß dieselben Daten, deren kryptische Aufbereitung in unübersichtlichen Anhängen den Benutzer aber vor enervierende Herausforderungen stellte.  Mit dem Ortsverzeichnis liegt nun ein neues, praxistaugliches Werkzeug vor. Um es mit der Konsequenz in Sachen Benutzerfreundlichkeit aber nicht gleich gar zu sehr auf die Spitze zu treiben, stellt der Autor gleich von vornherein klar: “Dies ist ein Orts- und kein Personenverzeichnis”. Warum eigentlich nicht? Die Ausrede mag naheliegen, das bei nicht wenigen Hexenprozessen die Namen der Betroffenen nicht überliefert sind. Ist dies aber ein Grund auf halbem Wege bei der absolut begrüßenswerten Indexierung stehen zu bleiben? Nicht recht einleuchten will auch, dass ein solcher zweifelsohne ohnehin nur durch Subvention finanzierbarer Ergänzungsband nicht gleich auch unter CC-Lizenz und als PDF zur Verfügung steht – ein suboptimaler Einsatz von Steuergeldern. Immerhin kann aber auch der Nicht-Thüringer beide Büchlein bekommen, was eine sehr erfreuliche Bereicherung der Thüringer Hexen-Literatur ist.

 

Die Hexe von Weimar

Die Hexe von Weimar

Lesenswerter Artikel auf dem Blog Stiftung Klassik zum Prozess gegen Maria Kämmerer (Weimar 1680/81).

Der Fall diente dem Vielschreiber Julius Grosse (1828-1902) als Vorlage zu seinem heute vergessenen Roman “Das Bürgerweib von Weimar” (1887).